Der Entwurf des Bildes
Der Auftraggeber des Bildes hatte klare Vorstellungen davon, was alles in der
Illustration enthalten sein soll. Damit Sie mir folgen können, liste ich Ihnen
diese einmal auf:
- Die beiden Hauptcharaktere befinden sich auf der Flucht vor einer Horde Menschen auf Pferden, die zugleich gerade im Tal von pferdeköpfigen Menschen in einen Kampf verwickelt werden.
- Die Hauptcharaktere flüchten in Richtung ihrer Hauptstadt, die sich auf dem Gipfel des höchsten Berges befindet.
- Eine Gruppe von Echsenmenschen eilt den Hauptcharakteren bereits zu Hilfe.
- Der Zugang zum Pass zur Hauptstadt befindet sich hinter einem großen Wasserfall.
All diese
Informationen in ein Bild zu packen ist nicht gerade leicht. Ich dachte
zunächst daran, dass dies nur im Querformat funktionieren würde, jedoch war die
Vorgabe: Hochformat
Hier sehen Sie die ersten Skizzen, in denen ich auf verschiedene Weise versucht habe die Vorgaben zu einer passendne Bildkomposition zu verbinden. Die beiden nachfolgenden Entwürfe kristallisierten sich als Favouriten heraus. Gemeinsam mit dem Kunden entschieden wir uns für die linke Version.
Die Figuren
Eine Illustration wie diese ist für mich Neuland. Mit Landschaften habe ich ja so meine Erfahrungen, aber Echsenmenschen?
Welche Visualisierungen gibt es bereits?
Welche Tiere dienen als anatomische Vorbilder?
Wie ist deren Anatomie aufgebaut?
Wie integriere ich die Figuren glaubwürdig in die Landschaft?
Nun gibt es leider keinen lebenden Echsenmenschen und wohl auch kein ausgestopftes Exemplar. Selbst ist da der Künstler und kauft sich ein buntes Pack Kinderknete, mischt alle Farben zu einem grauen Batzen und modelliert einen Echsenmenschen Prototypen auf ein eigens gebasteltes Drahtgerüst.
Voilá – sieht er nicht putzig aus? Noch ein wenig sehr reptilienhaft, oder? Nichts destotrotz hat mir der kleine Knirps die Anatomie eines potentiellen Echsenmenschen schon wesentlich begreifbarer gemacht.
Nachdem ich nun etwas tiefer in die Materie getaucht bin, beginne ich mit den eigentlichen Figuren. Ich wollte sie in ihrer Haltung genauso modellieren, wie sie im fertigen Bild zu sehen sein sollen. Der Hauptcharakter (grüner Echsenmensch) sollte etwas kräftiger sein, der blaue Echsenmensch etwas drahtiger mit vernarbten Augen.
Ich beginne wieder mit einem Drahtgerüst, nur diesmal etwas größer. Schicht für Schicht baue ich die Figuren auf, bis sie mir glaubwürdig erscheinen. Eine detaillierte Ausmodellierung der Oberfläche ist nicht vonnöten, da ich die Modelle ja nur nutzen möchte, um Licht und Schattenverhältnisse zu klären.
Für die kleine Kampfszene in der Ferne benötigte ich ebenfalls Referenzmaterial. Ich schaute mir zunächst einige historische Schlachtenbilder an. Fand aber kein Material, das mir ein halbwegs passendes Kampfgetümmel aus der erforderlichen Perspektive gab. Da kam mir eine Idee: In einem alten PC Spiel simulierte ich eine Schlacht. Die verwendeten 3D Modelle des Spiels waren zwar nicht perfekt, aber ich konnte mir einige Screenshots erstellen, die ich dann digital überzeichnete. So bekam ich brauchbare Anregungen in der passenden Perspektive.
Die Umsetzung
In den nachfolgenden Malschichten werden die Flächen texturiert und farblich aufeinander abgestimmt, bis mir die Schlucht lebendig und räumlich genug erscheint.
Für sie als Leser wirkt es anhand der Fotos sicher so, als würde in den ersten Schritten des Bildes am meisten passieren - aus rein optischer Sicht ist das auch so. Auf den nächsten Fotos müssen Sie schon genauer schauen und vergleichen, was sich zum vorherigen Schritt alles verändert hat.
Betrachtet man die Entstehung des Bildes aus der zeitlichen Perspektive, so ist es die zweite Hälfte des Schaffensprozesses, die deutlich mehr Zeit beansprucht, doch warum ist das so?
Dank der vielen Vorarbeit durch die Modelle bereitete es mir viel Freude den Vordergrund zu malen und das Bild abzuschließen.
Der Auftraggeber war überglücklich, als er das Bild im vergangenen August bei mir abholte. Wir hatten vereinbart, dass er das Bild nicht im Vorfeld zu sehen bekommt – um so größer war sein Staunen und seine Dankbarkeit, als er es im Original in den Händen hielt.
Dürfen wir erfahren, wie das Buch heißt, das hier illustriert wurde? Ich finde das Bild wirklich großartig und würde mich für die dazugehörige Geschichte interessieren.
AntwortenLöschenIch weiß nicht, ob das Buch jemals vom Auftraggeber veröffentlicht wurde. Ich habe im Netz aktuell jedenfalls nichts dazu gefunden. Da ich auch nicht weiß, ob der Auftraggeber das Buch irgendwann noch veröffentlichen möchte, muss ich den Titel leider für mich behalten.
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