Zeichenübung - Tonwerte setzen

Findet der Mensch keine Worte, erfindet er Zeichen – er zeichnet. In der bildenden Kunst ist Zeichnen die grundlegendste Art sich auszudrücken.

Mit der Beitragsserie „Zeichenübungen“ möchte ich Anregungen geben, sich selbst im Zeichnen zu probieren oder seine Fertigkeiten zu vertiefen. Die Erste Übung dazu stammt aus dem 19 Jh., ich fand sie in einem Buch von John Ruskin, einem engen Freund William Turners.  Den Beschreibungen folgend habe ich die Übung selbst einmal probiert, sowie gemeinsam mit meinen Schülern im Malkurs. Sie ist besonders gut für Einsteiger geeignet, aber ebenso gut für geübtere Zeichner.

Diese Übung fordert und trainiert vor allem Geduld, Sorgsamkeit und Ausdauer. Plane Pausen ein, besonders wenn du merkst, das du deine Augen überanstrengst oder deine Hand zu sehr verkrampft.

Zeichne zunächst mit Bleistift ein einfaches Kästchen, es muss nicht zwangsläufig quadratisch sein. 1,5 – 2 cm Seitenlänge sind für den Anfang völlig ausreichend.

Nun nimm einen Fineliner (am besten 0,1 oder 0,05 mm) und trage regelmäßige kurze Striche in verschiedene Richtungen ein. Die Striche sollten flott eingetragen werden, damit sie gleichmäßig zart wirken. Geht dir das noch nicht so gut von der Hand, zeichne sie lieber langsam und genau. Die Geschwindigkeit wird mit zunehmender Übung  zunehmen und die Linien gehen dir bald flotter von der Hand.

Zunächst sollte die Fläche einmal gleichmäßig mit Strichen gefüllt sein, ehe du im Anschluss versuchst, die hingestreuten Linien gleichmäßig zu verdichten. Schau  bewusst nach Lücken und fülle sie ebenfalls mit einem kurzen Strich oder auch einem Punkt, wenn dir die Linie zu viel des Guten erscheint.

Erst wenn du eine Lage an Strichen möglichst gleichmäßig gelegt hast, zeichnest du eine weitere Schicht darüber. Mit jeder so angelegten neuen Ebene verdichtet sich das Liniennetz.



Ziel der Übung ist ein Kästchen, das durchgängig eine gleichmäßig helle oder dunkle Fläche aufweist. Dabei trainiert die Übung sowohl das Auge, als auch deine Konzentrationsfähigkeit, sowie deine Feinmotorik.

Probiere ruhig mehrere Kästchen und nimm dir Zeit, du wirst merken, wie du nach und nach besser wirst.

Gelingt es dir, schon gut das Kästchen gleichmäßig zu füllen, so versuche dich an helleren und dunkleren Kästchen. Achte von Anfang an auf Sorgsamkeit, besonders bei einem hellen Kästchen/Tonwert, wirst du merken, dass du besonders fein und gleichmäßig arbeiten musst. Einmal zu dunkel gestrichelt, bzw. Linien und Punkte zu dicht gesetzt, ist es schwierig das Kästchen wieder so auszugleichen, das es nicht automatisch auch insgesamt dunkler wird.

Möchtest du deine Selbstdisziplin und Geduld trainieren, kannst du dich an größeren Kästchen versuchen, z. B. 3 x 3 cm oder 4 x 4 cm.


Nur Mut und die Geduld nicht verlieren. Ein schönes Ergebnis lässt sich nicht erzwingen!

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