Between the Lights



Telperion und Laurelin

Nach beinahe drei Jahren in Kopf und Herz ist das Bildprojekt über die Bäume Yavannas aus J. R. R. Tolkiens Silmarillion endlich vollendet. Dabei habe ich die Arbeit daran immer wieder unterbrechen müssen und manchmal fast schon aufgegeben. Losgelassen hat mich die Faszination zu Tolkiens Schöpfungsmythos jedoch nie.



 

Zum „historischen“ Hintergrund

Für jene die die Geschichte von J.R.R. Tolkiens Silmarillion nicht kennen, sei hier eine kleine Einführung zum Hintergrund rund um die dargestellten Bäume gegeben:

„Am Anfang war Eru, der Eine, der bei den Elben Illuvatar heißt. Und er schuf als erstes die Ainur – Sprösslinge seiner Gedanken.“ Weiterhin erschaffen jene Ainur, unter der Leitung des Einen die Welt, indem sie gemeinsam Melodien singen, ein jeder auf seine Weise. Dieses Lied der Ainur wird Ainulindale genannt und bildet den Auftakt zu J. R. R. Tolkiens Silmarillion.
Eine jener Ainur ist Yavanna, als die Welt bereits zu einem großen Teil geschaffen und geformt ist, stimmt sie ein eigenes Lied an und in ihm erwachsen zwei Bäume, die abwechselnd, in einem festen Rhythmus auf- und verblühen. In ihrer Blüte bringen sie das erste Licht über die Welt, noch ehe die Gestirne am Firmament erscheinen.

 

Das Triptychon "Between the Lights" zeigt die Bäume zur Dämmerstunde. Telperion glimmt nur noch schwach, während der goldene Laurelin zunehmend heller wird und die Welt in sein warmes Licht taucht.

Detail, Laurelin

Nach der Beschreibung im Silmarillion, wachsen die beiden Bäume auf ein und demselben Hügel, westlich der Stadt Valmar. Aus künstlerischer Sicht fand ich es wesentlich attraktiver die Bäume auseinander zu rücken und sie so die große Bucht Eldamar zu flankieren zu lassen.

Detail, Mittelteil

Detail, Telperion

Telperion ist der ältere der beiden Bäume „[…]und aus all seinen unzähligen Blüten troff immerzu ein Tau von silbernen Licht herab […]“. Das „silberne Licht“ ist meinerseits überhöht, durch kaltes, magisches, blaues Licht dargestellt. Bei so einem gigantischen Ausmaß stelle ich mir den herabfallenden Tau eher wie Wasserfälle vor, die sich zu seinen Füßen in Flüsse verwandeln, die in zerklüftete Fjörde münden.

Detail, Laurelin


Die Landschaft Amans stelle ich mir abwechslungsreich und urtümlich vor. So wie man sie in Nordeuropa noch vorfindet. Es floss vermutlich wieder ein guter Teil meiner Eindrücke aus meiner Schottlandreise hinein, jedenfalls erinnern mich viele gemalte Details an meinen Aufenthalt auf der Isle of Skye im Mai 2019.

Detail, Telperion



Von der Skizze zum fertigen Bild

Hin und zurück - vom Scheitern und wieder Aufstehen

Am Anfang stand eine Grundfaszination für Tolkiens Schöpfungsmythos. Dabei begleitete mich der Gedanke an die riesigen Bäumen Yavannas bereits seit ich das Silmarillion das erste Mal gelesen hatte. Und vermutlich war es daher nur eine Frage der Zeit, bis aus dieser Grundidee ein Bild in mir reifte. Viele Jahre lang, geschah jedoch ertmal nichts.


Bleistift auf Papier, ca. A4

Im August 2017 entstand dann diese erste spontane Bleistiftzkizze, während der Ausstellung auf der FaRK (Saarland). Zu diesem Zeitpunkt war ein direkter Bezug zu Tolkien noch nicht geplant. Mir gefiel einfach die Idee riesiger leuchtender baumartiger Gebilde.
Kurz darauf begann ich damit das Konzept auf großen Hartfaserplatten zu einem Triptychon auszuweiten. Dabei sollten die Bäume optisch sehr ähnlich werden, nur mit jeweils umgekehrter Lichtstimmung. Als Mittelstück war ein schmales Hochformat mit einem kleinen Boot in der Mitte geplant.

abgebrochene Triptychon-Version von 2018, fotografiert im neuen Atelier 2020

Die Idee scheiterte. Einerseits aus Platzmangel – mein Studio war zu dem Zeitpunkt noch Teil unseres Wohnzimmers und so war es mir unmöglich alle drei Teile nebeneinander zu stellen und parallel an ihnen zu malen (Gesamtbreite ca. 2,50 m) , andererseits legte ich ohne weitere Vorskizzen los und verzettelte mich kurzerhand in Details, während ich andere, noch ungeklärte Bildbereiche, verdrängte.

neuer Entwurf, Kleinformat

Anfang 2019 lebten die zwei Bäume dann erneut, in Form eines neuen Triptychon-Entwurfes, auf. Inzwischen hatte ich es mir angewöhnt meine Bilder zunächst auf ca. 8 x 10 cm kleinen MDF-Platten zu erarbeiten und so waren auch diese drei Teile zunächst alle im gleichen Format angesetzt.

Aus den Fehlern des Vorjahres wollte ich lernen und entschied mich daher für ein kleineres Endformat (Gesamtbreite des Triptychons nun nur noch ca. 1,20 m), so dass ich diesmal an allen drei Bildern zugleich arbeiten konnte. Die Platten ließ ich mir im Baumarkt auf Maß sägen.

Vorzeichnung Telperion

Mit einem Raster übertrug ich die Entwürfe auf die grundierten Maltafeln und malte sie zunächst monochrom, den linken Baum (Laurelin) bereits mit ersten Farbschichten.

Stand der beiden Bäume im September 2019

In diesem Zustand geriet die Arbeit erneut ins Stocken. Die Bäume erschienen mir viel zu klein und lösten in mir keinerlei Gefühlsregung aus. In meiner Vorstellung mussten die Bäume viel erhabener und mächtiger wirken. Ich legte die Bilder einige Monate beiseite. Nahm sie hin und wieder zur Hand und überlegte, wie ich sie in die gewünschte Richtung bringen könnte.
Ich fand keine Lösung und so beschloss ich nochmal völlig losgelöst von den bisherigen Vorarbeiten neue Skizzen zu zeichnen.

neue Skizzen, Belistift mit Kreide gehöht, A3

 
Während der losen Ideenskizzen stellte sich heraus, dass die Bäume näher an den Horizont – also weiter nach hinten wandern mussten, um wahrliche Größe zu erlangen. Auch musste ich den Horizont dazu noch etwas verschieben, um mehr Aufsicht und Tiefe im Bild zu ermöglichen.

in Arbeit - Telperion

 

In dünnen Schichten aus Titanweiß übermalte ich dann die alten Bilder und übertrug den neuen Entwurf auf die Maltafeln. Im November 2019 war ich weitestgehend mit der neuen Untermalung der Landschaften fertig. Die Bäume selbst bereiteten mir, aufgrund der besonderen Lichtverhältnisse noch immer Kopfschmerzen, da sie ja einerseits von innen heraus leuchten sollten, aber auch im Bild als Baum erkennbar sein sollten, ohne dass sie sich dabei selbst von innen zu sehr überstrahlen.
Hier prallen zwei extreme Lichtsituationen aufeinander, die sich schwer vereinbaren lassen. Ich möchte dies an einem einfachen Beispiel verdeutlichen: Hält man seine eigene Hand schräg zu einer starken Lichtquelle, so sind die einzelnen Volumina der Hand durch differenzierte Licht und Schattenflächen sehr gut erkennbar. Hält man nun seine Hand direkt gegen das Licht erscheint diese nur noch als flache, dunkle Silhouette, mit gringem, bis scheinbar gar keinem Volumen.

Licht von schräg oben; indirektes Gegenlicht; direktes Gegenlicht

 

Auch bemerkte ich, dass mir die Bäume grundsätzliche Schwierigkeiten in ihrer Form und Anatomie bereiteten. Aus diesem Grund fertigte ich Studien echter Bäume an. Dabei erwies sich Fotomaterial von einem Besuch bei den Ivenacker Eichen als besonders nützlich.

Aquarellstudie Ivenacker Eiche


Für Laurelin entstand außerdem eine Farbstudie in Aquarell

Farbstudie Laurelin, Aquarell, A3

Beide Studien halfen mir enorm weiter und so konnte ich die Bilder, wie geplant, noch vor den Tolkien Tagen 2020 fertig stellen. Das diese dann, aufgrund der Corona-Lage, nur online statt fanden, konnte keiner ahnen. Aber diesen Umstand ist es zu verdanken, dass zu dem Projekt ein Video entstand.

 

Steps Telperion

Steps Laurelin

Kunstdrucke



Mir war es wichtig, das Triptychon für Fans in guter Qualität zu einem erschwinglichen Preis anbieten zu können. Daher gibt es das Bild auch als exklusiven Kunstdruck auf Strukturkarton. Von mir in liebevoller Handarbeit signiert, numeriert und beschriftet. Die Auflage liegt bei 50 Exemplaren, von denen ich jetzt schon sagen kann, dass maximal 47 davon in Umlauf geraten, da es, trotz einkalkulierte Probedrucke, nicht ausbleibt, dass ich mich mal verschreibe oder, wie neulich, frisch signierte Drucke durch ein Farbmaleur vernichtet werden.





Für das Original ist außerdem noch eine individuelle Oberflächenveredelung der Bilderrahmen in Planung.
Dies wird allerdings noch etwas dauern, da hierfür noch einige Materialproben ausstehen. Das Ergebnis werde ich zu gegebener Zeit nachreichen.

Update vom 30.12.2020:
Die Rahmen sind fertig. Auf den Innenflächen und vorn mit Schlagmetall vergoldet und auf der Außenseite mit dem gleichen nachtblauen Farbton lackiert, der auch in den Gemälden Verwendung fand.



 

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