Hundeportrait für einen Gehstock


 

 Hundeportrait für einen Gehstock


Ein Hundeportrait in 3D, speziell als Knaufstück für einen Gehstock . Das ist schon ein sehr besonderer Auftrag, der einen nicht alle Tage unter kommt.
Tatsächlich erreichte mich eine Voranfrage dazu bereits im Oktober 2020, als Vanessa Kahl erste Entwürfe für das Projekt zeichnete und mich damit betraute, ob ich mir vorstellen könnte die plastische Umsetzung zu übernehmen. Ich war mir Anfangs nicht ganz sicher, denn ich hatte sowas noch nie gemacht. Andererseits habe ich eine solide plastische Ausbildung bei Meissen absolviert und auch entsprechend Erfahrung in der plastischen Ausgestaltung von Objekten. Ich nahm also die Herausforderung an und antwortete mit „Ja, kann ich machen.“, woraufhin sich das Projekt zunächst im Sande verlief.
Gut ein halbes Jahr später flammte die Idee wieder auf, der Kunde war heiß auf seinen einzigartigen Gehstock und ich sollte mich ans Werk machen.
Doch wie fängt man an? Erstes Problem war die Größe. Vanessa gab mir eine Profilzeichnung als Vorschlag, die mir recht schnell als zu groß erschien. Dennoch sollte ich erstmal eine Demo in dieser Größe „kneten“. Dazu sei gesagt, dass die Zeichnung tatsächlich nicht so riesig wirkte, aber in der Plastik wächst so ein Modell nach allen Seiten und erscheint dann deutlich größer als auf einem Blatt Papier. 

Erstentwurf mit Maßangaben, Vanessa Kahl


Für diesen ersten Versuch verwendete ich handelsübliche Kinderknete. Am schwierigsten waren für mich die Proportionen des Hundekopfes. Ich hatte nur ca. drei verschiedene Ansichten aus ähnlichen Perspektiven als Fotovorlage in minderer Auflösung. Und sobald mir eine Ansicht in der Plastik gelang, gab mir eine andere Perspektive neue Rätsel auf.
Idealerweise braucht man klare Fotos von allen Seiten, ähnlich wie bei einer Dreitafelansicht, um effektiv Rückschlüsse auf die plastische Gestaltung ziehen zu können. In meiner Ausbildung hatte ich stets dreidimensionale Modelle kopiert, aber nie neue geschaffen. 


erste Demo, hergestellt aus Kinderknete

Irgendwann sah meine Knetkugel dann aber doch etwas nach Hund aus und ich fuhr damit im Sommer 2021 nach Brandenstein, um gemeinsam über das weitere Vorgehen zu beraten.
In einer Sache waren wir uns sofort einig: Das Modell war viel zu groß und wuchtig.
Fabian Kahl, für dessen Kunden das Modell entstand, übernahm die künstlerische Leitung und beschloss, auch den späteren Stab anfertigen zu lassen, um in den Maßen bei der Einfassung des Hundekopfes flexibel bleiben zu können. Überhaupt stand noch immer nicht fest, wie der Übergang zwischen metallischem Kopfstück und Holzschaft gestaltet werden sollte. 


Zurück im Atelier ermittelte ich zunächst zeichnerisch eine neue passende Modellgröße, die mir stimmig erschien und begann mit einem neuen Modell auf meinem improvisierten Modellstock (ein alter Holzstab, auf dem ich die Drahtarmatur mit einer Schraube fixierte).
Das neue Modell entstand nun nicht mehr mit normaler Knete, sondern mit Beesputty, einem Polymerclay, der durch Kneten und leichte Erwärmung wachsig weich wird und sich bei höherer Temperatur zu einem festen Kunststoffmodell brennen lässt. Es ist beim Modellieren wirklich wichtig, dass die verwende Masse eine gute Standfestigkeit aufweist. Kinderknete ist für schnelle Skizzen super, aber für finale Modelle einfach zu weich.


Der Anspruch des Modells war ja nicht nur einen Hund darzustellen, sondern DEN Hund des Kunden. Bei den mir vorliegenden Referenzfotos, war dies die größte Herausforderung. Gleichzeitig musste eine bestimmte Größe eingehalten und das Gesamtkunstwerk angenehm in der Hand liegen.
Ich brauchte dringend mehr Ansichten und hätte den Hund am liebsten selbst fotografiert, da der Kunde aber nicht gerade um die Ecke wohnt, war auch das nicht möglich. Als ich um weiteres Fotomaterial bat, durfte ich außerdem feststellen, dass der Hund inzwischen viel älter ist, als auf den ersten Fotos, die den Rassehund in seinen besten Jahren zeigen.
Um die fehlenden Ansichten zu klären, bemühte ich, in einer mehrstündigen Bildersuchaktion, Fotos anderer Labrador Retriver. Das half mir schon ein gutes Stück weiter, aber tatsächlich sah JEDER Hund komplett anders aus und ich musste mich vorsehen, den Fokus auf dem Hund des Kunden zu behalten, trotzdem war die grundlegende Anatomie erstmal essentiell.


Nächste Herausforderung war der Übergang vom Kopfstück zum Gehstock. Als ansehnlichste Lösung erschien es mir sinnvoll den Kopf, ähnlich wie bei einer Büste, mit dem Halsband abzuschließen und konkav in den Stab laufen zu lassen. Am Modell wurde mir dann klar, dass ich dringend einen rotationssymmetrischen Sockel bräuchte, der mir als Anhaltspunkt dient.
daher drechselte ich ein Stück Gips zurecht, in das ich bereits einen Gewindestab eingegossen hatte, schnitt den Kopf von der bisherigen Modellhalterung und fixierte ihn, so gut ich konnte, auf dem neuen Gipssockel.
Das Gewinde ermöglichte mir nun auch eine gute Verbindung auf einem neuen Stab und erstmalig war das Modell in seiner Gesamtheit gut vorstellbar.

Zwischenstufe, hier noch mit modelliertem Halsband

So entstand nun ein fast fertiges Modell mit modelliertem Halsband, dass ich zur Zwischenabnahme einschickte. Das Feedback vom Kunden war voller Begeisterung und Fabians Kommunikation zum weiteren Vorgehen überaus wertschätzend. Zwar war ich zunächst skeptisch, aber ich entfernte das mühevoll modellierte Halsband wieder und fügte unterhalb dessen noch eine weitere Reihe Fellsträhnen als Übergang in den Stab. Das Ergebnis war überraschend gut und entsprach so auch den Wünschen des Kunden.

Das fertige Modell

Das fehlende Halsband wird später als Lederarbeit ergänzt, während das Modell voraussichtlich in Weißgold gearbeitet werden soll. Um meine eigene Arbeit einerseits abzusichern, aber auch um sie nochmal prüfen zu können, fertigte ich einen Abguss in Kunstharz an, den ich teilweise mit Blattaluminium überzog, um die spätere Oberfläche zu simulieren. Außerdem konnte ich nun das Modell zum ersten mal richtig in die Hand nehmen, ohne es zu zerdrücken.
Ergebnis:
Es liegt wunderbar schmeichlerisch in der Hand und alle Oberflächendetails kommen angenehm zur Geltung.

Demo, Modell, Abguss, Oberflächentest


Nun obliegt die Fertigstellung dem Goldschmied und jenen Handwerkskünstlern, die sich um Lederband und Holzstab kümmern. Ich hoffe natürlich Fotomaterial zum fertigen Gehstock zu gegebener Zeit hier nachreichen zu können – schau also immer mal rein ;)

Update

Weißgoldimitation mit Blattaluminium
 

Für Ausstellungszwecke habe ich einen Abguss aufgearbeitet und halbseitig mit Blattaluminium überzogen. Mit einen dünnen Auftrag Acryllasur habe ich versucht die Wirkung von Weißgold zu imitieren. Das Modell zeigt so sehr gut die unterschidliche Wirkung der Plastik durch unterschiedliches Material und Oberflächenbeschaffenheit.
Das angedeutete Halsband, ist das gleiche Stück Leder, dasss mir beim Modellieren als Maßstück aushalf.




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